Der Unterschied zwischen Plan und Realität
Viele IT-Transformationen beginnen mit einem professionell ausgearbeiteten Konzept, klar formulierten Zielen und einer positiven Grundstimmung. Doch was auf PowerPoint überzeugend aussieht, gerät in der Realität oft ins Stocken. Häufig liegt das nicht an der Idee selbst, sondern an der Art und Weise, wie das Projekt geführt und umgesetzt wird. Zwischen der strategischen Planung und der konkreten operativen Umsetzung entsteht eine Lücke – und genau in dieser Lücke geht viel Qualität verloren.
Projektmanagement wird häufig als rein administrative Aufgabe verstanden: Pläne schreiben, Termine verfolgen, Statusberichte erstellen. Doch wirkungsvolles Projektmanagement bedeutet mehr. Es geht darum, komplexe Veränderungsvorhaben zu steuern, Risiken frühzeitig zu erkennen, Teams zu motivieren und Entscheidungen konsequent herbeizuführen. Wenn diese Fähigkeiten fehlen, bleibt die Umsetzung orientierungslos – oder verläuft sich im operativen Klein-Klein.
Unklare Zuständigkeiten und mangelnde Steuerung
Ein zentrales Qualitätsproblem in Transformationsprojekten ist die Unschärfe in Rollen, Zuständigkeiten und Entscheidungswegen. Wer ist verantwortlich? Wer trifft welche Entscheidung? Wer moderiert Konflikte? Wenn diese Fragen nicht klar beantwortet sind, entsteht Chaos. Entscheidungen werden verzögert, Konflikte schwelen unter der Oberfläche, und der Projektfortschritt leidet. Verantwortung wird weitergereicht – oder gar nicht wahrgenommen.
Ein weiteres Problem liegt in der unzureichenden Projektsteuerung. Meilensteine werden zwar definiert, aber nicht konsequent überprüft. Risiken werden zu spät erkannt oder ignoriert. Probleme eskalieren erst, wenn sie den Projekterfolg bereits gefährden. Ohne eine belastbare Steuerung und klare Eskalationsmechanismen wird das Projekt zum Selbstläufer – mit ungewissem Ziel.
Qualitätssicherung als oft vernachlässigter Baustein
In der Hektik großer IT-Projekte wird ein Thema besonders häufig vernachlässigt: die Qualitätssicherung. Testing wird aufgeschoben, vereinfachte Szenarien werden als „ausreichend“ definiert, und echte Nutzerakzeptanztests finden oft gar nicht statt. Der Fokus liegt auf dem Go-Live-Termin, nicht auf der Frage, ob das Ergebnis wirklich stabil, nutzerfreundlich und sicher ist. So wird der Erfolg des Projekts zum Lotteriespiel.
Schlechte Umsetzung zeigt sich nicht immer sofort. Oft treten die Probleme erst im Betrieb zutage: Prozesse funktionieren nicht wie geplant, Schnittstellen sind fehleranfällig, Nutzer sind unzufrieden, weil ihre Anforderungen nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Der Frust über „die neue Lösung“ wächst – und mit ihm die Ablehnung gegenüber der gesamten Transformation.
Fehlende Lessons Learned und Wiederholungsfehler
Ein weiterer Aspekt schlechter Projektqualität ist der fehlende Wille zur Reflexion. Viele Organisationen nehmen sich nach einem gescheiterten oder stockenden Projekt nicht die Zeit, systematisch auszuwerten, was gut und was schlecht gelaufen ist. So werden die gleichen Fehler bei der nächsten Initiative wiederholt – mit dem gleichen Ausgang. Qualität entsteht nicht nur durch gute Planung, sondern auch durch kontinuierliches Lernen und Anpassen.
Fazit
Schlechte Projekt- und Umsetzungsqualität ist ein zentraler Grund, warum IT-Transformationen scheitern. Auch das beste Konzept kann nicht wirken, wenn die Umsetzung mangelhaft ist. Es braucht klare Strukturen, verantwortungsvolle Projektführung, konsequente Steuerung, belastbare Qualitätssicherung und den Mut zur kritischen Reflexion. Wer Qualität als Nebenbedingung betrachtet, statt sie in den Mittelpunkt zu stellen, verspielt das Potenzial des digitalen Wandels. Transformation ist nicht nur eine Frage der Strategie – sie ist vor allem eine Frage der konsequenten, professionellen Umsetzung.